Erreger
Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) sind S. aureus-Stämme mit einem modifizierten Bindeprotein für Betalaktam-Antibiotika (kodiert durch das sog. mecA-Gen). Sie weisen dadurch nur eine geringe Affinität für sämtliche Betalaktam-Antibiotika auf, weswegen diese Substanzgruppe für die Therapie von MRSA-Infektionen nicht mehr zur Verfügung steht.
Infektionsweg und Verbreitung
MRSA kann auch bei gesunden Personen nachgewiesen werden, vor allem im Nasenrachenraum. Außer beim Menschen ist der Erreger auch im Tierreich (v. a. bei Schweinen) verbreitet. Eine Übertragung Tier/Mensch ist möglich. Sie erfolgt in der Regel durch direkten oder indirekten Kontakt, vor allem über die Hände.
Eine Infektion kann sowohl endogen als auch exogen erfolgen, sobald der Erreger die normale Schutzbarriere der (Schleim-)Haut überwindet. MRSA führen nicht häufiger zu Infektionen als die antibiotikaempfindlichen Verwandten, sie sind aufgrund ihrer Resistenzen jedoch wesentlich schwieriger zu behandeln.
Klinik
MRSA können eine Vielzahl klinischer Erkrankungsbilder verursachen.
Häufige Infektionen sind Abszesse, tiefe Haut- und Weichteilinfektionen, sekundäre Wundinfektionen, Pneumonien, Harnwegsinfekte, Spondylodiszitis und Endokarditits.
Diagnostik
Bei Verdacht auf eine Infektion sollte stets ein kultureller Erregernachweis aus dem entsprechenden Infektionsgebiet (Abstriche, Sekrete, Punktate) angestrebt werden. Nur so kann eine Antibiogramm-gerechte Therapie eingeleitet werden.
Für den Nachweis einer MRSA-Trägerschaft stehen verschiedene Methoden zur Verfügung:
Muss eine MRSA-Besiedlung schnellstmöglich nachgewiesen bzw. ausgeschlossen werden (z. B. stationäre Aufnahme), wird bei Patienten mit bisher unbekanntem Trägerstatus eine DNA-Untersuchung aus Nasen- und ggf. Wundabstrichen mittels PCR empfohlen (Nachweis der für S. aureus spezifischen SCCmec/orfX-Genregioon).
Verlaufskontrollen von bereits bekannten MRSA-Trägern sollten ausschließlich über den kulturellen Erregernachweis erfolgen, da nur diese Methode auf die Lebensfähigkeit der Bakterien rückschließen lässt.
Therapie und Prophylaxe
Die Therapie sollte ausschließlich Antibiogramm-gerecht erfolgen.
Die Besiedlung (also nicht die Erkrankung) mit MRSA wird in aller Regel ausschließlich mit antiseptischen und desinfizierenden Maßnahmen therapiert (sog. Eradikationstherapie): Behandlung von besiedelten Haut- und Schleimhautbereichen mit desinfizierenden Agentien und Lokalantibiotika über einen Zeitraum von 5 Tagen (siehe auch unsere Broschüre „Therapie von Infektionen in der ambulanten Versorgung von Erwachsenen“).
Zur Vermeidung einer Weiterverbreitung von MRSA sind in Kliniken eine Isolierung des Patienten, Kittel-/Handschuhpflege sowie eine sorgfältige Desinfektion erforderlich (siehe auch Empfehlungen unseres Labors sowie des Robert-Koch-Instituts und der MRE-Netzwerke).
Meldepflicht
Direkter Erregernachweis aus Blut oder Liquor ist meldepflichtig nach § 7 IfSG. |