Mykoplasmen-Infektionen

Mycoplasma

Kategorie Lexikon
Stand14.11.2011
Abrechenbarkeit EBM
Enthaltene Parameter
Mycoplasma pneumoniae-AK (IgM, IgG) im Serum; Mycoplasma pneumo­niae-AK (IgG) im Liquor; Mycoplasma pneumoniae spez. AK-Index L/S (IgG); Mycoplasma pneumoniae-DNA; Mycoplasma hominis-DNA; Myco­plas­ma genitalium-DNA; Mykoplasmen-Kultur
Zusatzinformation
Erreger
Mykoplasmen sind kleine, zellwandlose Bakterien, die in der Umwelt schnell absterben. Beim Menschen kommen folgende Spezies vor:
  • Mycoplasma pneumoniae als Erreger von Atemwegsinfektionen
  • Mycoplasma hominis und M. genitalium als Erreger von Genitalinfektionen
 
Infektionsweg und Verbreitung
Die Infektion erfolgt bei M. pneumoniae über Tröpfcheninfektion, bei M. hominis und M. genitalis über Genitalkontakte. Pulmonale Mykoplasmen-Infektionen treten das ganze Jahr über auf und verursachen 1 - 5 % der ambulant erworbenen Pneumonien. Alle 3 - 5 Jahre kommt es zu Epidemien im Winterhalbjahr, bei denen M. pneumoniae für bis zu 20 % der ambulant erworbenen bakteriellen Pneumonien verantwortlich ist.
 
Klinik
Infektionen durch Mycoplasma pneumoniae
  • Inkubationszeit 12 - 20 Tage
  • Obligat pathogener Erreger respiratorischer Infektionen: ambulant erworbene Pneumonie, Tracheobronchitis, selten auch ZNS-Infektion, Endokarditis etc.; Komplikationen: intravasale Hämolyse durch Kälteagglutinine, Arthritis, postinfektiöse neurologische Komplikationen (z. B. Guillain-Barré-Syndrom)
Infektionen durch genitale Mykoplasmen (M. hominis, M. genitalium)
  • Inkubationszeit: 7 - 21 Tage
  • Fakultativ pathogene Besiedler des Genitaltraktes bei bis zu 50 % der Gesunden; Infektionen umfassen Kolpitis, Zervizitis und aufsteigende Infektionen bei Frauen und Urethritis bei Männern. Bei Frühgeborenen sind pulmonale Infektionen möglich.
 
Diagnostik
Pulmonale Infektion (M. pneumoniae)
Nachweis von M. pneumoniae-DNA aus respiratorischen Proben: sensitivste und spezifischste Methode zum Erregernachweis
Nachweis M. pneumoniae-spezifischer AK im Serum:
  • IgM-AK bei frischen Infektionen, bei Kindern häufiger als bei Erwachsenen nachweisbar (Sensitivität ca. 70 %), können über mehrere Monate persistieren, Verlaufskontrolle nach 1 - 2 Wochen empfehlenswert.
  • IgG-AK: Durchseuchungstiter im Erwachsenenalter bei bis zu 60 %, durch entsprechende Testeinstellung werden jedoch vornehmlich deutlich erhöhte Werte bei kürzlichen Infektionen oder Reinfektionen erfasst, Verlaufskontrollen dennoch wichtig zur Beurteilung des AK-Verlaufs.
Kultureller Nachweis: Aufgrund anspruchsvoller Kulturbedingungen nur in Speziallaboratorien verfügbar.
 
Genitale Infektion (M. hominis, M. genitalium)
  • DNA-Nachweis aus genitalen Proben: sensitivste und spezifischste Methode zum Erregernachweis, einziges Nachweisverfahren für M. genitalium.
  • Kultureller Nachweis von M. hominis aus genitalen Proben: weist vermehrungsfähige Erreger nach, spezielles Transportmedium erforderlich, da die Erreger schnell absterben, Kulturdauer mehrere Tage.
  • Kein Nachweisverfahren für spezifische AK verfügbar
 
Therapie und Prophylaxe
Bei klinisch apparenter Infektion sind Makrolide, Doxycyclin oder Fluorochinolone indiziert. Eine Resistenzbestimmung ist aufgrund geringer Resistenzraten und aufwändiger Testverfahren in der Routinediagnostik nicht etabliert.
Literatur
Loens K, Goossens H, Ieven M. Acute respiratory infection due to Mycoplasma pneumoniae: current status of diagnostic methods. Eur J Clin Microbiol Infect Dis 29: 1055-69, 2010. (37)
 
von Baum H, Welte T, Marre R, Suttorp N, Luck C, Ewig S. Mycoplasma pneumoniae pneumonia revisited within the German Competence Network for Community-acquired pneumonia (CAPNETZ). BMC Infect Dis 9: 62, 2009. (3()